Kreistagsliste Nomminierung
Neuötting. Meister Petz beflügelt die Metaphorik, animiert zu Spöttelei, konturiert parteipolitische Differenzen – und bestärkt den Willen zum „einzig wahren“ Eintreten für die Heimat: Die von der Landkreis-CSU unlängst propagierte „bärenstarke“ Kreistagsliste sei bloße Wahlrhetorik, stichelt der Landratskandidat der SPD, Holger Gottschalk, bei der Präsentation der SPD-Bewerber für den Kreistag für die Kommunalwahlen am 8. März 2026.
„Wer die Herausforderungen der Zukunft angehen will, der braucht Rückgrat“, sagt Gottschalk bei der knapp dreistündigen Nominierungsversammlung am Donnerstagabend im Stadtsaal Neuötting, die „bärenstarke Liste“ der CSU verwandle sich, so seine Einschätzung, nach dem Urnengang in ein „Bärenfell, unter dem man sich verstecken kann“. Das Rückgrat, „auf das sich der Landkreis stützen kann“, werde hingegen die SPD-Liste sein.
Auf den Spitzenpositionen der einstimmig verabschiedeten 60-köpfigen Liste (plus drei Ersatzkandidaten) gehen hinter dem Bewerber um den Posten des Landrats, Holger Gottschalk, vornehmlich amtierende Kreisräte, Vorstandsmitglieder des SPD-Unterbezirks (UB) Altötting um dessen Vorsitzenden Jürgen Gastel und bereits nominierte Bürgermeisterkandidaten ins Rennen. Die ersten 20 Plätze hat die Kreis-SPD im Wechsel paritätisch mit Männern und Frauen besetzt. Acht der aktuell neun Kreisräte streben eine Wiederwahl an, lediglich Burghausens Altbürgermeister Hans Steindl sagt dem Gremium definitiv Lebewohl.
Die wahltaktische Gepflogenheit, bekannte Namen am Ende einer Kandidatenliste zu platzieren, praktiziert auch die Kreis-SPD. Die Plätze 57 bis 60 besetzen Bürgermeister a.D. Christian Mende (Garching) sowie die von UB-Vorsitzendem Jürgen Gastel, dem Zeremonienmeister der Nominierungsversammlung, als „politische Schwergewichte“ titulierten Kreisräte Hubert Gschwendtner (Altbürgermeister von Marktl und derzeit einer der Stellvertreter des Landrats), Josef Jung (BRK-Kreisgeschäftsführer i. R.) und Neuöttings Bürgermeister Peter Haugeneder, der sich nicht mehr zur Wiederwahl als Rathauschef stellt.
In ihren programmatischen Reden gehen Holger Gottschalk, Jürgen Gastel und der Sprecher der SPD-Kreistagsfraktion, Burghausens Bürgermeister Florian Schneider, vornehmlich mit den Aussagen der CSU zum „schönen Bayern“ und deren „Haben-wir-immer-schon-so gemacht“-Doktrin scharf ins Gericht. Über diese echauffiert sich besonders Florian Schneider. Zur Gestaltung der Zukunft des Landkreises und zur Bewältigung existenzieller Aufgaben wie etwa der PFOA-Problematik und der Sicherstellung der Energieversorgung im Chemiedreieck bedürfe es eines klaren Kurses, es brauche SPD-Mandatsträger, die im Team vorangehen. „Die Probleme des Landkreises waren selten so groß wie jetzt“, befindet der Fraktionssprecher, „wir stehen an einem Scheideweg, wir wissen nicht, ob wir der Industrie-Landkreis bleiben, auf den wir so stolz sind“. Daran aber dürfe kein Zweifel gelassen werden, Industrie und Unternehmen seien fraglos die Garanten für Arbeitsplätze und Wohlstand.
Listenprimus und Landratskandidat Holger Gottschalk nimmt die Social-Media-Kampagne „Daheim in Bayern“ der CSU aufs Korn. Ja, sicher, in Bayern sei es schön, der Freistaat sei großartig, unterstreicht er – und wirft gleichzeitig die Frage auf, was die CSU proaktiv dafür tue: „Wo sind in ihren Programmen die Vorschläge und Pläne, dass Bayern weiterhin attraktiv bleibt und ein echtes ‚Daheim‘ wird?“ Im Gegensatz zur CSU, die nur über das „schöne Bayern“ spreche, „packt die SPD im Landkreis Altötting an“, etwa durch Politik für bezahlbaren Wohnraum und den Erhalt und die Schaffung von Arbeitsplätzen, durch den Fokus aufs regionale Gesundheitswesen, durch ihren Einsatz für lebendige Ortskerne.
Gestaltung statt Stillstand sei stets die Maxime der sozialdemokratischen Politik im Landkreis gewesen, erinnert auch UB-Vorsitzender Jürgen Gastel und ruft in diesem Zusammenhang die Errungenschaften in der Ära von SPD-Landrat Seban Dönhuber (1970-2000) ins Gedächtnis, etwa den Bau des Hallenbades, die weitsichtige Müllentsorgung über Landkreisgrenzen hinweg durch den Bau des Müllheizkraftwerks in Burgkirchen und die Stärkung der Gesundheitsvorsorge.
Grußadressen entbieten die Betreuungsabgeordnete für den Landkreis, MdL Christiane Feichtmeier aus Tutzing, und Max Willtschka als Abgesandter des UB Mühldorf.
−ub