Neuötting. Es geht nicht nur um Windkraft. Im Landkreis Altötting, im Bayerischen Chemiedreieck würden sich die Chancen, aber auch die Probleme der Energiewende wie unterm Brennglas zeigen, ist Burghausens Bürgermeister Florian Schneider überzeugt. Staatssekretärin MdB Bärbel Kofler aus dem Entwicklungsministerium und MdB Sebastian Roloff, beide SPD, ließen sich von ihren Genossen die Thematik im Landkreis bei einem Ortstermin unweit von Lehneck bei Neuötting mit Blick auf den Staatsforst, wo der Windpark geplant ist, erklären.
Stv. Unterbezirksvorsitzender Stefan Bonauer sagte: „Wir müssen ein Zeichen setzen, dass wir den Windpark wollen.“ Neuöttings Bürgermeister Peter Haugeneder widersprach nicht, führte aber auch Betroffenheiten ins Feld – seitens der Alzgerner, seitens des Wasserschutzes. Amtskollege Schneider stellte fest, das Kernproblem beim Windpark sei die Kommunikation: „Ist es das wert, dass man Wald vernichtet?“, sei eine oft gestellte Frage. Doch es gehe um nicht einmal ein Prozent der hiesigen Forstfläche. Und er zeigte sich überzeugt, dass der Energieertrag gut sein werde – insbesondere wegen der Höhe der Anlagen. Doch Schneider holte weiter aus: „Windkraft ist ein wesentlicher Baustein der Energiewende.“ Doch nur einer: Wichtiger seien die 380-kV-Leitungen und die Umspannwerke, um den Strom zu transportieren und einzuspeisen, auch aus privaten PV-Anlagen. Hinzu komme noch die bundesdeutsche Wasserstoffstrategie, zu deren Gelingen das Chemiedreieck seinen Beitrag leisten wolle und könne. Schwere Überzeugungsprozesse stünden an, aber „wir brauchen den Strom für den Wohlstand“, so Schneider – und zwar sicher und zu wettbewerbsfähigen Preisen.
Haimings SPD-Vorsitzender Heinz Besier führte keine Widerworte gegenüber seinem Genossen, stellte aber dar, welche Herausforderungen auf seine Kommune potenziell zukämen mit Umspannwerk, Höchststromleitungen, Windrädern und PFOA-Monodeponie. Die Bürger bei all dem mitzunehmen, werde eine schwere Aufgabe.
In die Windpark-Diskussion brachte Franz Xaver Anders vom Neuöttinger SPD-Ortsverband noch neue Aspekte ein. Als Mitarbeiter der Bayerischen Staatsforsten machte er als Fachmann klar, dass der Waldumbau weg von der Fichte unumgänglich sei; der Klimawandel lasse keine andere Wahl. Deshalb hält er die Eingriffe wegen des Windparks, der auch ein wirtschaftliches Standbein für die Staatsforsten sei, trotz aller Unkenrufe für nicht so gravierend. Vielmehr sei der Windpark als Chance zu sehen.
MdB Kofler, die aus dem Landkreis Traunstein stammt, wo es auch eine Vielzahl von Suchgebieten für Windkraftanlagen gibt so wie in Altötting (die Heimatzeitung berichtete am Mittwoch), stellte die Bedeutung erneuerbarer Energie für die Versorgung in den Vordergrund – und der Wind spiele eine herausragende Rolle. Sie kritisierte die bayerische Staatsregierung für ihre jahrzehntelange ablehnende Haltung bei diesem Thema. Sie appellierte, offen mit den Bürgern zu reden, um sie zu überzeugen.
Den Informationen zur Energieversorgung des Chemiedreiecks war ein Besuch im Erweiterungsbau der Pestalozzischule am Möhrenbach vorausgegangen. Schulleiterin Anna Maria Besold stellte die Fördereinrichtung und ihre Angebote vor und sparte auch nicht mit erziehungspolitischen Kritikpunkten.
−ecs