PNP 16.09.24: Marktler SPD vor 100 Jahren gegründet

20. September 2024

Jubiläumsfeier am 29. September – Altbürgermeister Hubert Gschwendtner schreibt Chronik

Marktl. Gegründet 1924 in wirtschaftlichen Notzeiten zwischen den Weltkriegen, hat der SPD-Ortsverein Marktl 100 Jahre überdauert und in dieser langen Zeit ein Auf und Ab in der Gemeindepolitik erlebt: Mal stellten die Sozialdemokraten den Bürgermeister, dann mussten sie sich wiederum mit der Oppositionsrolle begnügen. Das Jubiläum wird am Samstag, 29. September, ab 15 Uhr im TSV-Sportheim gefeiert. Altbürgermeister Hubert Gschwendtner hat zu diesem Anlass mit viel Arbeit und Mühen eine umfangreiche und reich bebilderte Festschrift zusammengestellt: ein Zeitdokument mit geschichtlichem Abriss, wichtigen Personen und historischen Ereignissen, das auch die Entwicklung der Marktgemeinde und bedeutende Projekte wiedergibt.

Friedenspolitik und soziale Gerechtigkeit waren die Hauptanliegen des 1. Vorsitzenden Lorenz Gaßner sowie von Hans Maßberger, Josef Anzengruber, Jakob Schwaiger, Josef Zellhuber und Peter Probst, die den Ortsverein vor hundert Jahren im Gasthaus Straßer gegründet haben. Etwas später aufgenommen wurden Hans Schmidhuber, Johann Henghuber und Wendelin Holzner sen.

Anfang der 1930er-Jahre zwang die zunehmende Macht der Nationalsozialisten zu geheimer, versteckter Arbeit. Gleich nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946, waren es Männer der ersten Stunde, die die Arbeit im Ortsverein wieder aufleben ließen; 1947 wurde die SPD-Jugendorganisation „Die Falken“ gegründet. Ludwig Edmaier, ab 1946 1. Vorsitzender, rückte 1950 in den Gemeinderat nach.

Der große Durchbruch gelang der Orts-SPD 1966, als Edmaier zum 1. Bürgermeister gewählt wurde und sie zum zweiten Mal die absolute Mehrheit errang. In seiner Amtszeit wurde Zukunftsweisendes geleistet, u. a. Kauf des Sportplatzgeländes, Errichtung des Sport -und Trainingsplatzes, des Sportheimes, Bau der neuen Schule mit Turnhalle und Ausweisung des Baugebiets 4 (Bruckbergsiedlung).

Ein schwerer Schlag war der plötzliche Tod Edmaiers 1978 – mitten in den Vorbereitungen für die Kommunalwahlen. SPD-Vorsitzender von 1978 bis 1982 war Josef Peschl, anschließend Hubert Gschwendtner bis 1994, gefolgt von Alfred Mizera (bis 1997). Eine harte Zeit der Opposition folgte von 1978 bis 1996, als die CSU die Mehrheit hatte und mit Ewald Karl den Bürgermeister stellte. In dieser Zeit, 1983, wurden die „Jusos“ gegründet.

Die SPD war aber nicht nur im politischen Bereich aktiv, sondern sie engagierte sich auch immer für Kinder und Senioren. Unvergesslich bleiben dabei die Sommer- und Kinderfeste auf der Holznerwiese. Im Mai 1990 wurde die AsF (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen) gegründet, die den Ortsverband in vielen Belangen unterstützt.

Bei den Kommunalwahlen 1996 konnte Hubert Gschwendtner trotz zweier Gegenkandidaten den Bürgermeisterstuhl erklimmen. 1997 wurde der damalige Kardinal Joseph Ratzinger auf seine Initiative zum Ehrenbürger ernannt. Gschwendtner wurde viermal im Amt bestätigt bis zu seinem Rückzug 2020. Ortsvorsitzender von 1997 bis 2001 war Peter Woicke, danach stand bis 2012 Jutta Heimerl-Sejpka an der Spitze und seit dieser Zeit ist Max Baumgartner der Vorstand.

In der Amtstätigkeit von Bürgermeister Gschwendtner bis zum Jahr 2020 konnten viele Projekte umgesetzt werden. u. a. Umbau und Erweiterung des Sportheims, Sanierung des Bahnhofsvorplatzes, Aus- und Neubau des Fuß- und Radweges bis zum Bahnhof oder die Neuerrichtung der Kläranlage Marktl/Stammham.

Die größte Herausforderung, aber auch das bedeutendste Ereignis für ihn, die Gemeinde und die Kirche war die Wahl von Joseph Ratzinger zu Papst Benedikt XVI. am 19. April 2005. In kürzester Zeit wurden u.a. ein Tourismuscenter errichtet und ein Busparkplatz geschaffen. Ein historisches Geschehnis war auch der Papstbesuch Im Jahr 2006. Ein Jahr später folgte die Eröffnung des Geburtshauses und in den Jahren darauf wurden Partnerschaften mit der polnischen Stadt Wadowice und dem italienischen Sotto il Monte geschlossen.

In die Zeit der SPD-„Regierung“ fiel auch der Erwerb eines großen Grundstückes in zentraler Lage, wodurch die Ansiedlung eines neuen Einkaufsmarktes möglich wurde. Außerdem u. a. der Neubau der Innbrücke, der Einzug der Pflegefachschule der Hans-Weinberger- Akademie in ein leestehendes Schulgebäude, die Errichtung einer Kinderkrippe mit Generalsanierung des bestehenden Kindergarten sowie - ein Meilenstein in der Ortsgeschichte von Marktl – der Abriss des ehemaligen Gasthauses „Zur Post“ am Marktplatz mit nachfolgendem Bau des neuen Gesundheitszentrums. Näheres ist in der Festschrift nachzulesen, die zum Jubiläum herausgegeben und ausgelegt wird.

Zur 100-Jahr-Feier im Sportheim sind alle Interessierten willkommen. Nach der Begrüßung folgen Grußworte und ein geschichtlicher Abriss von Altbürgermeister Hubert Gschwendtner. Die Festansprache hält Staatssekretärin Dr. Bärbel Kofler, erwartet wird auch MdL Christiane Feichtmeier. Das Festprogramm sieht auch die Ehrung langjähriger Mitglieder sowie ein Quiz mit Preisverteilung und den Hauptgewinnen Berlinfahrt und Fahrten zum Bayerischen Landtag vor. Bei Kaffee und Kuchen mit musikalischer Unterhaltung klingt die Feier aus.
−mk

100 Jahre Marktler SPD

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